C64-Floppylaufwerk mit dem PC verbinden

Datenaustausch zwischen 1541 und Windows-PC

Neulich fielen mir beim Aufräumen einige Disketten für den C64 in die Hände, die ich vor mehreren Jahrzehnten einmal benutzt hatte. Sie enthielten laut Beschriftung persönliche Daten von mir. Dies war wahrscheinlich auch der Grund dafür, weshalb ich die Disketten bis heute aufbewahrt habe. Natürlich war ich etwas neugierig auf die auf den Disketten enthaltenen Daten. Nur das Auslesen der Disketten mithilfe eines normalen PCs ist alles andere als einfach. Nach einer Weile entschloss ich mich dazu, meinen alten C64 samt Diskettenlaufwerk 1541 hervorzuholen und anzuschließen, um den alten Disketten ihre Inhalte zu entlocken. Ich hatte Glück. Sowohl mein uralter C 64, das Diskettenlaufwerk 1541 als auch die ebenso alten Disketten funktionierten noch, sodass ich mir den Inhalt der Disketten in Ruhe ansehen konnte.

Werbung
Commodore-Diskettenlaufwerk 1541
Inzwischen weit mehr als 25 Jahre alt: die Floppy 1541 von Commodore

C64-Disketten am PC lesen mit einem Adapterkabel

 

Ich überlegte mir, ob es nicht möglich wäre, den Inhalt der Disketten auf einen PC zu übertragen. Tatsächlich hatte ich so etwas vor einigen Jahren schon einmal gemacht. Bei den alten Utensilien für den C64 fand ich ein Adapterkabel, mit dessen Hilfe sich das Diskettenlaufwerk des C64 mit dem Parallelport des PCs verbinden ließ. Ich erinnerte mich daran, dass der Datentransfer mithilfe eines nur unter MS-DOS laufenden Programms erfolgte. Die alten Disketten ließen sich mit diesem Programm auf dem PC kopieren, auf dem dann sogenannte Diskettenimages mit der Dateiendung .d64 den Inhalt einer Diskettenseite repräsentierten. Ebenso war es möglich, die eben erwähnten Diskettenimages wieder auf eine richtige Diskette für die 1541 zu kopieren.

 

Nur unter MS-DOS

 

Leider funktionierte das Ganze nur, wie schon erwähnt, unter MS-DOS. Die meisten Computer arbeiten heute aber mit moderneren Betriebssystemen, sodass die Lösung mit dem alten Kabel leider nicht mehr funktionierte. Wie ich später herausfand, handelte es sich bei meinem Adapterkabel um ein sogenanntes X1541-Kabel. Dieses Kabel besteht im Grunde nur aus zwei Steckern und einem Verbindungskabel mit mindestens fünf Adern. Ich hatte mir dieses Adapterkabel etwa 1998 einmal selbst zusammengelötet und schon einmal mehrere Disketteninhalte damit zum PC übertragen.

Das Innere des Commodore 1541-Floppylaufwerks
Das Innere des Commodore 1541-Floppylaufwerks

Unterschiedliche Adapterkabel

 

Nach einiger Zeit des Recherchierens im Internet fand ich heraus, dass es inzwischen eine ganze Menge unterschiedlicher Datenkabel gibt. In diesen Kabeln kommen zusätzliche Bauteile wie Dioden oder Transistoren zum Einsatz. Ansonsten unterschieden sich diese Adapterkabel nur geringfügig von meinem Exemplar. Ich suchte also jetzt nach einer Möglichkeit, mein Verbindungskabel zu modifizieren und weiterzuverwenden. Ich fand heraus, dass das sogenannte XM1541-Kabel für meine Zwecke ausreichen müsste, also entschied ich mich für diese Variante.

 

Zusätzliche Bauteile für das Adapterkabel

 

Ich konnte alle Teile meines alten X1541-Kabels weiterverwenden. Allerdings brauchte ich zusätzlich vier Dioden, die in den Stecker für den Parallelport eingebaut werden mussten. Dafür benötigte ich Dioden des Typs BAT85 oder 1N5819. Es handelt sich bei diesen Dioden um sogenannte Schottkydioden. Diese Bauteile haben etwas andere Eigenschaften als andere Diodentypen. So zeichnen die Dioden sich beispielsweise durch ihre Schnelligkeit aus, die sie geeignet macht für den Einsatz in Hochfrequenzanwendungen bis in den Mikrowellenbereich. Außerdem haben Schottkydioden eine geringere Schwellenspannung als herkömmliche Siliziumdioden (etwa 0,4 Volt statt 0,7 Volt).

Schaltbild des XM1541-Kabels. Die vier Dioden wurden im Parallelportstecker untergebracht.
Schaltbild des XM1541-Kabels. Die vier Dioden wurden im Parallelportstecker untergebracht.

Aus dem alten X1541-Kabel wird ein XM1541-Kabel

 

Klingt alles wunderbar, allerdings nur dann, wenn man rein zufällig solche Dioden vorrätig hat. Bei mir war dies leider nicht der Fall. Nach einer Weile des Suchens jedoch fand ich einige Dioden des Typs 1N4937, die sich als Fast-Recovery-Dioden herausstellten. Solche Dioden sind in der Lage, sehr schnell zwischen Vorwärts- (Durchlass) und Sperrbetrieb umzuschalten. Ich entschloss mich, mein X1541-Kabel zum XM1541-Kabel mit diesen Dioden „aufzurüsten“. Zuerst lötete ich die Dioden dazu mit einem Anschluss an den SUB-D-Stecker für den Parallelport an. Danach schob ich ein Stück Schrumpfschlauch auf die Dioden, um sie anschließend am anderen Anschluss des Steckers anzulöten. Danach verband ich die einzelnen Adern des fünfadrigen Verbindungskabels mit dem Parallelportstecker. Auf diese Weise konnte ich Kurzschlüsse durch die Anschlussbeinchen der Dioden verhindern. Durch den Einbau der Dioden machte ich aus meinem alten X1541-Kabel zunächst ein XE1541-Kabel. Zum Ändern des Kabels in ein XM1541-Kabel vertauschte ich im DIN-Stecker für das Floppylaufwerk einfach die Anschlusse von Pin 5 und 6. Nachdem ich das XM1541-Kabel fertig umgeändert hatte, verband ich es mit dem Floppylaufwerk 1541 und meinem PC. Danach startete ich die Software für die Datenübertragung.

 

Das Kabel funktioniert auch mit diesen Dioden einwandfrei. Als Software für die Datenübertragung verwendete ich die Programme OpenCBM und GUI for CBM4WIN, welche beide hier als Download erhältlich sind. Das zweite Programm stellt eine Benutzeroberfläche (Graphical Userinterface = GUI) für den verwöhnten Windows-Benutzer bereit.

Nach der Reinigung des Laufwerks ließen sich fast alle Disketten lesen.
Nach der Reinigung des Laufwerks ließen sich fast alle Disketten lesen.
DIN-Stecker für die 1541 (links) und Parallelportstecker. Das fertige XM1541-Kabel.
DIN-Stecker für die 1541 (links) und Parallelportstecker. Das fertige XM1541-Kabel.

Adapterkabel am Parallelport des PCs

 

Wie bereits im Text erwähnt, gibt es mittlerweile eine ganze Menge an verschiedenen Adapterkabeln, mit deren Hilfe sich ein Diskettenlaufwerk des C64 an einem herkömmlichen PC anschließen lässt. Die meisten dieser Adapterkabel benötigen aber einen Parallelport, um am PC angeschlossen werden zu können. Viele moderne Computer besitzen jedoch gar keinen Parallelport mehr. Zwar lassen sich viele PCs auch mit einer Steckkarte nachrüsten, die einen Parallelport enthält. Allerdings eignen sich solche Karten meistens nicht zum Einsatz der hier verwendeten Adapterkabel. Das Gleiche gilt auch für im Handel erhältliche USB-Adapter, die einen Parallelport am PC bereitstellen sollen. Für den Einsatz von Floppyadaptern für C64-Laufwerke benötigt der Computer einen "echten" Parallelport. Ausnahmen bilden lediglich spezielle Adapterkabel für den USB-Anschluss, um eine Kommunikation des PCs mit einem C64-Diskettenlaufwerk zu ermöglichen. Solche Kabel werden auch häufig als XU1541-Adapter oder USB2IEC-Adapter bezeichnet. Beide Varianten enthalten im Adapter eingesetzte Mikrocontroller, welche sich um die Kommunikation der beiden verschiedenen Schnittstellen kümmern. Wie bei allen Adapterkabeln wird auf dem PC eine entsprechende Software benötigt, um die Kommunikation mit dem Floppylaufwerk des C64 zu ermöglichen.

 

Übersicht über verschiedene Parallelportadapter für das 1541-Diskettenlaufwerk

 

X1541

Hierbei handelt es sich um die einfachste Variante. Wie bereits im Text erwähnt, besteht das Kabel nur aus zwei verschiedenen Steckern und einer Verbindungsleitung. Zusätzliche Bauteile werden nicht benötigt. Es eignet sich nur für ältere PCs mit MS-DOS. Außerdem muss der Parallelport im BIOS des Computers auf SPP eingestellt sein. Mit den Einstellungen EPP oder ECP wird das Adapterkabel nicht funktionieren.

XE1541

Dieser Adapter kann auch mit neueren Parallelports betrieben werden. Es enthält zusätzlich vier Dioden, die praktischerweise direkt im Parallelportstecker eingebaut werden können.

XM1541

Auch dieses Adapterkabel besitzt vier Dioden. Der einzige Unterschied zum XE1541 besteht darin, dass im DIN-Stecker zwei Anschlüsse vertauscht sind. Es handelt sich hierbei um die Pins 5 und 6. Dieses Adapterkabel eignet sich auch, die entsprechende Software vorausgesetzt, für den Einsatz unter Windows.

XA1541

Häufig empfohlen wird ein Adapterkabel dieses Typs. Es enthält statt der Dioden vier Transistoren und sollte mit allen Parallelports funktionieren. In diesem Adapter kommen bipolare Transistoren zum Einsatz. Statt der bipolaren Transistoren werden häufig auch gebräuchliche FETs (Feldeffekttransistoren) verwendet. Adapterkabel mit solchen Transistoren werden häufig auch als XA1541F-Kabel bezeichnet.

Fotos und Texte in diesem Beitrag: Gerd Weichhaus

Werbung
Besucherzaehler

Suche

Werbung