Saba Freudenstadt FD18

Das Saba Freudenstadt FD 18 Stereo ist ein Röhrenradio des traditionsreichen deutschen Unternehmens Saba, das etwa Mitte der 1960er Jahre gebaut wurde. Ich habe dieses Exemplar hier vor einiger Zeit erhalten und war erfreut, dass das Gerät sich noch in einem sehr guten Zustand befand, wenn man das Alter von mehr als 55 Jahren berücksichtigt. Es ist wie das Grundig RF155 ein Röhrengerät in Stereoausführung, wobei auch dieses Exemplar hier mit einem damals noch zusätzlich erhältlichen Stereodecoder ausgestattet wurde, um den Stereoempfang auf UKW zu ermöglichen. Das Design ist typisch für die damalige Zeit und könnte als eher nüchtern bezeichnet werden, zumindest dann, wenn man es mit dem doch eher rundlichen Design der Geräte aus den 1950er Jahren vergleicht. Das hier vorgestellte Saba Freudenstadt weist aber im Gegensatz zu den älteren Geräten aus dem Jahrzehnt davor noch einige weitere Modernisierungen auf, auf die später noch eingegangen werden soll.

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Hier ist ein Teilbereich des Gerätes mit der Anzeigeröhre EMM803 sehen, einem magischen Band, das neben der Feldstärke des empfangenen Senders noch ein zusätzliches Leuchtfeld besitzt, das hier für die Anzeige des Stereoempfangs vorgesehen ist. Die Anzeigeröhre funktioniert auch nach all den Jahren noch sehr gut, ihr Leuchtbild ist relativ kräftig. Das ist leider nicht bei allen Geräten aus der damaligen Zeit der Fall. Einige Anzeigeröhren weisen hier bereits nach wesentlich kürzerer Zeit einen deutlichen Verschleiß in Form einer deutlich verringerten Leuchtstärke auf.

Das Radiogerät besitzt den für die damalige Zeit üblichen Aufbau in einem robusten Holzgehäuse mit einer Glanzlackierung. Die Rückseite ist mit einer leicht abnehmbaren Rückwand versehen. Neben den Anschlüssen für die üblichen Antennen sowie Tonabnehmer verfügt das Gerät über mehrere Lautsprecheranschlüsse. Die UKW-Antenne ist neben der Ferritantenne im Holzgehäuse das Radiogerätes untergebracht und über ein Kabel mit dem Antennenanschluss verbunden. Auf Wunsch kann hier auch eine externe Antenne angeschlossen werden.

Neben den üblichen externen Lautsprechern für den Stereobetrieb kann ein Zweitlautsprecher mit dem Gerät verbunden werden. Möglicherweise kann dieser Anschluss auch dazu genutzt werden, um neben den internen Lautsprechern über eine externe Lautsprecherbox einen zweiten Raum zu beschallen.

Die Abbildung zeigt die Antennenanschlüsse für AM (Lang- Mittel- und Kurzwelle) und FM (UKW). Neben dem üblichen Antennenanschluss kann das Gerät auch für einen besseren Empfang mit einer Erdung versehen werden.

Im Gehäuseinneren wurden vier Lautsprecher eingebaut. Zwei davon strahlen den Schall direkt nach vorne auf die große Schallwand ab, die beiden anderen können durch die seitliche Abstrahlung in Stereoeffekt wesentlich verbessern. Übrigens ist das Gerät sogar mit einem Schaltbild im Inneren versehen worden. Das ist eine sehr praktische Angelegenheit, da die auf diese Weise sicher verstauten Schaltungsunterlagen praktisch kaum verloren gehen, zumindest nicht, solange das Gerät nicht geöffnet und die Schaltpläne entfernt wurden. Das Chassis zeigt den für die damalige Zeit üblichen Aufbau. Lediglich die Tatsache, dass die Schaltung auf Platinen aufgebaut wurde, weist auf ein etwas jüngeres Herstellungsdatum hin als die für die fünfziger Jahre übliche freie Verdrahtung. Hier hat sich im Lauf der Jahrzehnte einiges an Staub angesammelt. Allerdings blieb das Gerät bisher verschont von übermäßiger Feuchtigkeit, dementsprechend ist das Chassis glücklicherweise frei von Flugrost. In der Mitte des Chassis zu sehen ist übrigens der integrierte Stereodecoder, der einen Stereoempfang auf UKW erst möglich macht.

Dies ist eine Detailaufnahme mit einem Teil des Radiochassis. Sehr gut zu sehen ist der Verlauf des Skalenseils. Ebenfalls zu sehen ist eine Steckverbindung, die verbaut wurde, um die integrierten Lautsprecher im Falle des Ausbaus vom Radiochassis auf einfache Weise vom aklemmen zu können. Leider besitzen nur sehr wenige Geräte dieses einfache, aber sehr praktische Mittel. In den meisten Fällen müssen die Lautsprecherkabel entweder durchgeschnitten oder abgelötet werden, bevor das Innenleben vollständig aus dem Gehäuse entfernt werden kann. So was nennt man auf jeden Fall wartungsfreundlich.

Die im Gerät integrierten Lautsprecher haben bereits einen sehr guten Klang. Der Anschluss externer Boxen dürfte nur in den wenigsten Fällen erforderlich sein. Schließlich ist es gerade der warme Klang der alten Röhrenradios, der auch heute noch viele Menschen verzaubert und dem Gerät quasi das Leben einhaucht.

Leider wurde der gute Klang des Gerätes doch arg gestört, da einer der beiden Hauptlautsprecher besonders bei den Bässen ein sehr unangenehmes Rumpeln erzeugte. Dieses Geräusch entstand dadurch, dass das Lautsprecherchassis sich leicht verzogen hatte. Ich konnte dieses unangenehme Geräusch aber dadurch beseitigen, dass ich den Lautsprecher ausbaute und den Magneten vorsichtig in verschiedene Richtungen drückte, bis schließlich die störenden Geräusche verschwanden. Es zeigte sich, dass die Geräusche beim Drücken des Magneten in eine bestimmte Richtung leiser wurden und schließlich gänzlich aufhörten. Allerdings sollte bei einer solchen Reparatur mit viel Gefühl vorgegangen werden, um den Magneten oder das Lautsprecherchassis nicht zu beschädigen. Die ganze Reparatur lief darauf hinaus, den Magneten um wenige Millimeter in eine bestimmte Richtung zu drücken. Ich habe diesen Tipp übrigens aus dem Internet und war sehr froh, den Lautsprecher auf diese Weise wieder in einen funktionstüchtigen Zustand zu versetzen. Ein Ersatz dürfte in einem solchen Fall nur sehr schwer zu bekommen sein. Auf jeden Fall steht nun einem störungsfreien Empfang und dem  sehr guten Klang des Gerätes nichts mehr im Wege.

Das Radiochassis benötigte nach all den Jahren eine gründliche Reinigung, außerdem war eine der beiden Skalenlampen defekt, sodass nur noch die Hälfte der Skala ausgeleuchtet wurde. Ich entschloss mich dazu, das Chassis aus dem Gehäuse auszubauen (dank des Steckverbinders für die Lautsprecher ohne Lötarbeiten oder Durchtrennen des Kabels) und gründlich zu reinigen. Wie immer verwendete ich für diese Reinigung einen Pinsel und einen Staubsauger. Aufpassen sollte man bei solchen Arbeiten, das die empfindlichen Spulenkörper oder Kabelverbindungen nicht beschädigt bzw. gelöst werden. Gleiches gilt auch für die Skalenseile, die bei solchen Arbeiten weder bestätigt noch gelöst werden sollen. Das Gerät hier verfügt übrigens über eine sogenannte Peilantenne, die durch einen Drehknopf vorne am Gerät betätigt werden kann. In der Abbildung ist sie im oberen Bereich des Gerätes etwa in der Mitte zu sehen. Die Stellung dieser Antenne wird über einen Zeiger vorne an der Radioskala angezeigt.

Hier in dieser Abbildung ist das Radiochassis von unten zu sehen. Man sieht deutlich die Leiterbahnen der Platinen. Auch hier zeigt sich der sehr gute Zustand des Gerätes, wobei natürlich an die Unterseite meist kaum Staub gelangen kann. Ebenfalls in der Abbildung zu sehen sind die beiden Schwungräder bzw. Gewichte für die Abstimmregler. Rechts im Bild zu sehen sind die beiden Ausgangsübertrager, links befindet sich der Netztrafo.

Dieses Bild zeigt den Netztrafo mit Gleichrichter und Netzteilelkos. Glücklicherweise sind alle Komponenten noch in einem funktionstüchtigen Zustand, sodass das Gerät ohne weitere Schwierigkeiten direkt wieder in Betrieb genommen werden konnte. Häufig kommt es bei solchen Geräten zu Fehlern an den Elkos und/oder Gleichrichtern. In einigen Fällen haben die Elkos einen Kurzschluss oder verursachen eine zu Stromaufnahme, durch die dann wiederum der Gleichrichter überlastet und beschädigt wird. Dies gilt besonders für die sogenannten Selen-Gleichrichter, die damals ebenfalls häufig in solchen Geräten eingesetzt wurden. Diese Selen-Gleichrichter besitzen meist eher einen flachen Aufbau mit seitlich angebrachten Anschlüssen.

Die Röhrenbestückung des Gerätes ist folgende: ECC85, ECH81, EAF801, ECC83, EMM803 (magisches Band mit zusätzlichem Leuchtfeld) und 2x ECLL800. Hier ist noch eine Detailaufnahme des Radiochassis mit den Regeln für die Sendereinstellung.

Dies sind die beiden Ausgangsübertrager für die Endstufen des Gerätes. Ebenfalls zu sehen ist die grüne Steckverbindung für den Anschluss der vier internen Lautsprecher. Das Radio hat übrigens keine allzu hohe Ausgangsleistung, trotzdem hat es einen sehr guten Klang, nicht zuletzt dank der hier verbauten hochwertigen Lautsprecher, die bereits bei wenig Ausgangsleistung einen ordentlichen Klang produzieren. Diese Lautsprecher wurden noch speziell auf die Röhrenendstufen der Geräte abgestimmt und auf die relativ geringen Ausgangsleistungen von oft nur wenigen Watt pro Kanal. Damals hatte man es noch nicht nötig, mit allzu hohen Ausgangsleistungen von mehreren 100 Watt zu protzen, wie dies heute oftmals der Fall ist.

Eine der beiden Skalenlampen war leider defekt. Ich habe sicherheitshalber gleich beide Exemplare ersetzt. Schließlich sollte man nicht vergessen, dass auch diese Glühlämpchen schon mehr als fünf Jahrzehnte alt sind und möglicherweise schon sehr viele Betriebsstunden hinter sich haben. Glücklicherweise besitzen diese Glühlampen einen E10-Sockel und lassen sich dadurch sehr schnell und einfach auswechseln.

Hier nochmals ein Blick ins Innere nach erfolgter Reinigung, die wie bereits erwähnt mit Staubsauger und Pinsel vorsichtig erfolgte. Das Bild zeigt das Gerät im geöffneten Zustand mit eingebautem Chassis während eines Probelaufs. Die Antenne wurde zu diesem Zweck natürlich ebenfalls angeschlossen. In der Mitte zu sehen ist der Stereodecoder, der sogar schon mit Transistoren bestückt ist. Das Gerät weist damit eine Mischbestückung aus Transistoren und Elektronenröhren auf, wie dies in der damaligen Zeit bereits einige Male gemacht wurde, bevor schließlich in den Folgejahren ausschließlich Transistoren zum Einsatz kamen und die Röhren ablösten.

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